Die alljährliche Jagd

Gestresste Menschen, entweder mit langen Listen gewappnet oder einfach ziellos umherirrend, umhüllt in einer Wolke der leichten Panik. Edles, Schnäppchen  – oder einfach überhaupt etwas finden und sicherstellen. Niemanden vergessen, niemanden brüskieren, vielleicht jemanden gar eine Freude machen. Gemeint ist die alljährliche Jagd – die Jagd auf Weihnachtsgeschenke.

Weihnachten kommt – überraschenderweise – jedes Jahr immer am 24. Dezember wieder. Man könnte meinen, dass wir nach gut 2000 Jahren so langsam den Dreh raus haben sollten. Trotzdem scheint es bei vielen nicht ganz zu klappen. Die Liste der Dinge, die zu erledigen sind scheint ständig zu wachsen statt zu schrumpfen und vieles muss in letzter Minute fertig gemacht werden. Kein Wunder wenn da viele Mütter am Heiligabend in Koma fallen und nicht viel von den Feierlichkeiten mitbekommen.

Die Last der Perfektionismus wiegt schwer und in vielen Unternehmen hat man das Gefühl, das neue Jahr bleibt diesmal aus. Alles muss noch in dem alten Jahr erledigt werden als ob ein Weltuntergang bevorstünde.

Ganz spannend finde ich die Kamikaze-Jäger, diejenigen die sich todesmutig und mit einem unerschütterlichen Optimismus am Heiligabend in den Kaufhäusern stürzen um noch die letzten Geschenke zu ergattern.

Ich habe zwei Mal in meinem Leben vor dem Nichts gestanden. Das erste Mal hatte ich mein Baby auf der einen Arm und eine Reisetasche in der anderen. Das war alles was ich für einen neuen Lebensabschnitt mitbringen konnte.

Das zweite Mal hatte ich als Vorbereitung auf einen Umzug ins Ausland (die in buchstäblicher letzter Minute vereitelt wurde) fast alle meine Habseligkeiten verschenkt oder verkauft. Übrig blieben eine Handvoll Sachen. Gleichzeitig stand ich ohne Wohnung, Möbel oder Versicherungen da.

Diese Situationen haben mich den wirklichen Wert – oder vielmehr den Nichtwert – von Gegenständen gelehrt. Dinge, Sachen, Besitztümer können immer ersetzt werden und es ist erstaunlich wie wenig man tatsächlich für das Leben braucht.

Was für mich damals zählte war, dass ich mein Kind bei mir hatte. Ich wusste, dass alles andere sich irgendwie erledigen würde – und ich behielt recht.

Ein schön geschmückter Baum, gutes Essen und Geschenke – das alles ist zum Weihnachten sehr schön. Was für mich wirklich zählt ist jedoch diese Tage mit meinen Lieben verbringen zu können, sich Zeit für Freunden nehmen – und Zeit für mich selbst, um mich von dem vergangenem Jahr zu erholen und um neuer Kraft für das kommende Jahr aufzutanken.

Wenn Sie in diesen Tagen alles verlieren würden, was oder wer wäre für Sie am wichtigsten?

Getagged mit: , , , , , , , , ,
Veröffentlicht unter Meine Blogs